Wasser und Aufbruchstimmung
Montag, 1. Dezember 2008
Pacanquilla: Tag 4
Die Affen sind hier los und Cäcilia verzweifelt an den kleinen Unreinheiten in ihrem Zimmer, die 3 kleinen einheimischen Titiäffchen haben es eindeutig auf Cäcilia abgesehen; wenn sie böse mit ihnen wird, strecken sie ihr ganz keck die Zunge aus. So baue ich mit Dominik einen großen und hoffentlich Ausbruch sicheren Affenstall. Gebaut wird mit allem was zu finden ist, nicht wie bei uns; ab in den Baumarkt, Bretter und Nägel besorgt und los geht´s. Wir haben Bambus und Eukaytusstämme beisammen gesucht, gesägt und dann doch noch ins Dorf, Draht kaufen, so schlechte Qualität, dass ich die Affen schon beim nächsten Ausbruch sehe. Aber es wird ein Stall, was wollen wir mehr.
Die Hitze und Schwüle haut uns am Nachmittag reichlich um und die aggressiven Moskitos geben uns den Rest, Cäcilia muss noch einen weiteren Tag mit den Affen streiten, der Stall wird leider trotz große Unterstützung durch die Kinder, die immer gerne mit anpacken, nicht fertig.
Die schlechte Stimmung hält an, ich überlege aufzubrechen, wir brauchen alle mehr Zeit und Ilona und Victor müssen erst die dringesten Sorgen wegen des Reises los werden und mir stecken Hummeln im Hintern, habe das Bedürfnis erst noch weiter zu reisen, ich bin noch nicht am Ziel angekommen.
Der Reis ist hier ein großes Thema, durch den Bruch eines Staudamms ist der Grundwasserspiegel enorm gestiegen und macht zum ersten Mal Reisanbau hier in der Gegend möglich. Für das Projekt besteht damit die Hoffnung auf Unabhängigkeit von Spenden, um die laufenden Kosten der Schule tragen zu können. Das wäre ein großer Schritt nach vorn und schafft Raum für notwendige weitere Investitionen. Hier wird noch soviel gebraucht, dabei ist schon so unglaubliches geleitet worden. Eine Oase im Elend und eine Zukunft raus aus der Armut für die Kinder, die mit so viel Freude lernen. Das tägliche Proben für die Weihnachtsfeier klingt immer so fröhlich zu uns rüber. Ich wünsche den Kindern hier so sehr, dass sie den Schritt nach vorn schaffen!!
Am Abend dann noch die gute Nachricht des Tages, das Wasser für die Flutung der Reisfelder ist von der „cooperativa“ freigegeben – natürlich nur mit Schwierigkeiten und hohen Bestechungsgeldern – und soll um Mitternacht für 18 Stunden laufen. Jetzt heißt es für Victor und Ilona im Dorf Arbeiter auftzureiben, die bereit sind die Nacht auf den Feldern zu verbringen, um das Wasser auf die vorbereiteten Felder zu leiten. Victor muss nun die Nacht den Wasserfluss kontrollieren. Hier passieren nämlich so seltsame Dinge, dass das Wasser von anderen Campesinos einfach umgeleitet, gestaut, oder sonst wie blockiert wird. Manchmal nur um den Nachbarn zu schaden, um Wasser hat es schon schlimme Auseinandersetzungen mit Macheten und Todesfolgen gegeben. Die vielen Geschichten ums Wasser, Brandstiftung und sonstigen Plagen sind für mich kaum nachvollziehbar, das ist schlimmer als im Wilden Westen hier. Leider herrscht hier nicht so etwas wie eine gemeinsame Aufbruchstimmung, sondern ein Gegeneinander, das macht die Arbeit hier extrem mühsam und gefährlich. Können sich die meisten Bauern doch freuen jetzt Reis anbauen zu können und dürfen – denn selbst das wird hier staatlich genau festgelegt, wo und wer Reis anbauen darf – da es ein einigermaßen sicheres Geschäft zu sein scheint, die Preise sind jedenfalls stabil.
Eine lange sternenklare Nacht habe ich mit Dominik im Garten verbracht und geredet und unsere Leben ausgetauscht, naja ein Teil, wir haben beide doch schon eine Menge erlebt, als das es in eine Nacht passt. Dominik ist ein bisschen Heimat für mich und erinnert mich an mein Leben mit Kolja, der gerade bei Minustemperaturen bibbert und wir sitzen hier in Shorts. Sind spätnachts noch auf die Felder, um das Wasser eintreffen zu sehen.
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