Bergwanderung
Sonntag, 30. November 2008
Pacanquilla: Tag 3
Pünktlich um 6 Uhr klopften die Jungs an mein Zimmer, auf zum Sonntagsausflug in die Berge. Ausgerüstet mit Wasser, Brötchen, Bananen und Mangos sind wir, Salomon, Aurelio, Dominick, Frederick und ich in eine eher unwirklich anmutende Bergwelt aufgebrochen. Ca. 6 Stunden Fußmarsch lagen vor uns. Die Sonne war gnädig und hat uns erst in der letzen Stunde, dann aber mit voller Wucht, begeleitet. Vorbei an Reisfelder, kleine Maisplantagen und immer wieder mal eine mehr als armselige Behausung der kleinen Bauern. Im Grunde leben die meisten Menschen hier in Einzimmerhäuser, in denen das ganze Leben, meist mit einer Großfamilie stattfindet. Einen Blick hinein habe ich bisher noch nicht gehabt. Besonders die super grünen Reisfelder lockern die triste Sandlandschaft erfrischend auf.
Die letzte flache Landschaft war übersät mit Müll, hier wird einfach aus Pacanquilla abgeladen was zu viel ist. Allerdings schon bestens nach verwertbaren Sachen durchsortiert. Und überall Schuhe. Hier läuft jeder mit Flip-Flops rum, die immer nur kurze Zeit halten und dann ab auf den Müll damit. Dominik meinte schon, man sollte eine Flipflop-Recyclingfirma damit aufmachen. Da käme hier auf jeden Fall gut was zusammen.
Und dann rein in die Berge. Felsen, Steine, hohe Sanddünen, Kakteen. Völlige Trockenheit. Die Kakteen sind die einzigen grünen Fleckchen in einer kargen Wüstenlandschaft. Über uns kreisten die ganze Zeit Geier. Kurzes Gestrüpp, dass einem die Beien zerkratzt ließ ahnen, dass die Landschaft sobald es ausgiebigen Regen gibt aufblüht und die Landschaft mit kleinen Blütchen übersät. Hier und da eine Eidechse in schillernden Farben und sonst nichts.
Jedenfalls wenn man nicht genau hinschaut und nicht weiß, wie herrlich es ist, die langen Sanddünen hinunterzurutschen. Und genau hier liegt für die 3 Jungs der Spaß an dem Ausflug, dafür gehen die gerne 6 Stunden durch Geröll und Sand.
Unser Frühstück haben wir mitten auf einem super schmalen Grat einer Sanddüne eingenommen, na ja ein bißchen sandig war alles schon, aber der Ausblick beeindruckend und die Freude dort oben endlich angekommen zu sein, groß. Und dann der große Goldrausch, haben wir doch feinen Goldstaub gefunden, oder war es doch eher Pyrit. Noch sind wir uns nicht einig und daher bleibt es unser großer Goldfund. Wir haben natürlich gleich eine kleine Tüte damit gefüllt.
Der Ausblick ins Tal war leider etwas diesig, aber der grüne Landstrich inmitten der kargen Berge ringsum war schon toll, irgendwie eine kleine grüne Oase.
Der Abstieg ging dann komplett durch Geröll und verrückt gefärbte Steine, die aussahen, als hätte sie jemand angemalt und vorbei an riesige Kakteen, die schon einige Hundert Jahre auf dem Puckel haben und mich an alte Western aus Mexico erinnert haben. Die kleineren Kakteen haben am Kopf eine Art Blüte, in der kleine süße Beeren steckten. Leider waren sie noch nicht reif – so habe ich die einzige Beere die wir gefunden haben bekommen, schließlich muss ich hier alles probieren.
Und so wartete nach unserer Wanderung ein typisch peruanisches Sonntagsgericht auf uns. Ceviche! Roher Fisch, Muscheln, eingelegt in Salz, Knoblauch, eingetaucht in Saft von den typischen kleinen Limonen, (40 Stück kosten hier so viel wie bei uns eine) und jede Menge Zwiebeln. Hier in der Familie die Lieblingsspeise, zum ersten Mal konnte ich leider kein mh lecker rausbringen. Mein Leibgericht wird es wohl eher nicht.
Am Abend Fotos aus Grambergen und von meiner Reise geschaut, irgendwie ein heftiger Kontrast zum einfachen Leben hier in Perus armen Norden. So treffen hier 2 Welten aufeinander die so noch nicht richtig passen wollen, die Stimmung ist jedenfalls angespannt, schon gleich nach unserer Wanderung. Haben wir uns zu viel miteinander vorgenommen? Ein halbes Jahr haben wir uns darauf vorbereitet, fast täglich gechattet , die Erwartungen waren groß und jeder hatte ganz andere. Bin gespannt, ob wir die Hürden schnell überwinden. Fühle mich hier dennoch ausgesprochen wohl und zu Hause und bin offen mit den Schwierigkeiten umzugehen, wie auch immer!
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