Ankunft in Peru
Donnerstag, 27. November 2008
Meine nächtlichen Sinne hatten mich nicht getäuscht, ich habe tatsächlich im Paradies geschlafen. Na geschlafen habe ich eigentlich überhaupt nicht, wie auf dem Schiff konnte ich die ganze Nacht die Brandung hören und habe immer auf das nachfolgende Schaukeln gewartet. Tja, die Zeiten sind jetzt endgültig vorbei, stehe mit beiden Beinen wieder fest auf dem Boden.
Also ganz früh raus aus dem Bett und sofort an den Strand von Mancora. Ein herrlicher, weißer Strand von Felsen unterbrochen, Fischerbote, Vögel, Brandung und hinter mir die atemberaubende Sechurawüste. Der lange Spaziergang am Strand in der immer heißer werdenden Sonne hätte nur mit einem Bad im Pazifik gekrönt weden können, doch für mich Frostbeule einfach unerträglich kalt. Aber die Füße waren drin – wunderbar.
Mancora ist für peruanische Verhältnisse ein hübscher kleiner Badeort, wo sehen und gesehen werden zählt, Peruaner ihre Ferien oder ein Wochenende verbringen, zahlreiche ausländische Touristen Station machen und einige freaks hängengeblieben sind und wo sich die Surfer treffen. Durch das Städchen führt mittendurch die Panamericana, hier reiht sich ein kleines Geschäft und eine Cantina an der nächsten. Verlässt man die Straße in Richtung Strand kommen die schlichten, baufälligen Hütten der Arbeiter und Mototaxifahrer, die gibt es hier ohne Ende und sind für etwa 25 Eurocent das beste Fortbewegungsmittel für kurze Strecken. Damit gehen die Menschen einkaufen, fahren zum Strand, transportieren Baumaterialien und auch andere Motortaxis, die einen Plattfuss haben.
Habe gut gefrühstückt und dann Ausschau nach einer Agentur für einen Bus nach Chiclayo gehalten. Wenn man weiß wie es funktioniert, scheint alles kein Problem, nur mit einer pünktlichen Abfahrt sollte man besser nicht rechnen. So habe ich 2 Stunde an der verabredeten Stelle in praller Sonne auf den Bus gewartet.
Und der war ordentlich voll. Wegen der Verspätung wollte der Busfahrer mein Gepäck nicht mitnehmen, keine Ahnung wie ich es dann doch geschafft habe, alles ist im Bus, jetzt kann ich nur hoffen, dass auch noch alles da ist, wenn ich wieder aussteige. Keine 10 Minuten Fahrt und schon kommt eine Polizeikontrolle. 4 Passagiere mussten raus, durften nach langen Palaver aber doch mit, lange genug debatieren, ein paar Soles extra, so läuft das Leben in Peru.
Die 7 stündige Fahrt war anstrengend, weil unendlich heiß und stickig im Bus, aber aufregend. Die ganze Fahrt ging quer durch die Sechurawüste, und das heißt schroffe, bis auf 800 Meter hohe Felsen, Sand, ein paar vertrocknete Bäume und plötzlich wie eine Fatamorgana ein kleines verdrecktes Dorf. Über alles liegt eine dicke Staubschicht. In Piura, die einzige größere Stadt gab´s an einer Busstation eine Pinkelpause und natürlich jede Menge Händler, die Getränke, Snacks und sogar Babywindeln verkaufen. Hier wurde dann auch kräftig zugeladen, gut so, mein Koffer ist ganz nach hinten gewandert, also keine Sorgen mehr, das ihn ein Passagier einfach mitnimmt, davor wurde ich immer gewarnt.
Mitten in der Wüste liegt dann wie von der Welt vergessen eine kleines Haus, ohne Strom, ohne Wasser, ohne Grün, nur eine dreckige Lehmhütte mit Kindern davor und sonst einfach nichts. Das Wasser wird an diese abgelegenen Stellen mit einem Tankwagen gebracht, dort stehen dann an der Straße alle erdenklichen Gefäße rum und warten auf Befüllung.
Wo immer der Bus langsamer wird, z.B. an Mautstationen steigen Händler zu. Man bekommt klebrigen Kuchen, getrocknete Ananas oder Mango, aber auch selbstgebrannten Schnaps und Wein. Ich bin Ilonas Rat gefolgt und habe lieber gehungert, als mich verführen zu lassen, so bin ich müde aber gesund bei Anbruch der Dunkelheit in die quirlige Stadt Chiclayo angekommen. Tja und jetzt wurde es richtig spannend. Ein Taxi nach Pacanquilla, keine Chance, die fahren nur innerhalb der Stadt, also blieb nur ein Sammeltaxi. Ein freundlicher Taxifahrer hat mich dann zum Sammleplatz Richtung Süden gefahren und richtig, da wartete ein großer Bulli darauf, dass Fahrgäste zustiegen. Mein Gepäck musste auf´s Dach, der Innenraum ist bis auf den letzten Platz belegt, und wenn es 1 Stunde dauert, bevor nicht alle Plätze belegt sind geht´s nicht los.
Inzwischen stockdunkel, bin ich in Pacanquilla angekommen, ein Fleckchen mitten in der Wüste, umsäumt mit Grünen Oasen. Da blieb mir nur ein Motortaxi. Ilonas Warnungen zum trotz, da schon einige Taxis in Richtung Archa de Noe überfallen wurden, habe ich mich mutig auf den Weg gemacht, ich muss gestehen, zum ersten Mal während der Reise, überkam mich ein flaues Gefühl, als ich durch stockfinstere Wildniss gefahren bin.
Ich bin angekommen!! Gesund, munter und mit allem Gepäck, nach fast 3 Wochen Reise!!
Alle waren ganz aufgeregt, hatten sie sich doch Sorgen gemacht, ob ich heil ankomme. Und das Beste: ich war nach nur 5 Minuten einfach wie zu Hause. Eine kunterbunte Familie hat mich allerherzlichst empfangen. Bei einer kräftigen Hühnersuppe wurde munter geplaudert und dann folgte ein wunderbarer und lustiger langer Abend mit jede Menge selbstgebrannten Rum und frischen Limonen.
Ein so herzlichen Empfang und eine so angenehm humorvolle Familie – hurrah, ich bin in Pacanquilla, bei den Zevallos!!!
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