Abfahrt New York
Dienstag, 11. November 2008
Seereise: Tag 1
Wetter: strahlend blauer Himmel, eiskalte Luft
See: platt wie ne Flunder
Abfahrt: New York ca. 10 Uhr
Frühstück an Bord: Rührei mit Zwiebeln und Tomaten, Schwarzbrot mit Salami
Mittagessen: Mushroomsoup – Fisch mit grünen Bohnen, Kartoffeln – 1 Banane
Abendessen: Pizza
Um kurz nach 6 Uhr, nach einer guten Nacht aufgestanden, trotz weicher Matratze habe ich klasse geschlafen, habe mich noch nicht ganz an die Zeitumstellung gewöhnt. Der Blick aus meinem Fenster war beeindruckend. Die Skyline von New York City im Sonnenaufgang, davor alles voll mit Containern.
7:30 Frühstück
So viel habe ich schon lange nicht mehr gefrühstückt und das um die Uhrzeit. Beim Essen schweigt man größtenteils und wenn herrscht russisch vor, oder gibt es ukrainisch? Kaum gegessen verschwinden wieder alle. Hoffe da kommt noch ein bisschen Leben in die Messe.
Nach dem Frühstück erstmal Erkundungstour des Vessel (Schiff). Habe erstmal einen Schutzhelm verpasst bekommen, beim Löschen ist überall Vorsicht angesagt. So herrschte auch noch reges Treiben beim Beladen der Container. Die Szene war sehr aufregend, im Hintergrund immer die Skyline von Manhatten, und davor das Beladen der Container über die riesigen Ladeterminals. Perfektes Timing der Lkw mit dem Terminal. Das Verladen eines Containers dauert ungefähr 1 Minute, dann ist er mit daruntergelegenen Container eingerastet. Hier sind viele Kühlcontainer an Bord, was alles drin ist, weiß hier an Bord aber auch keiner.
Die Abfahrt aus New York hätte ich fast verpasst. Das Anwerfen der Maschinen habe ich gar nicht bemerkt, doch beim Blick aus meiner Luke sah ich, dass die Tampen eingezogen wurden. Und ganz langsam war die Kaimauer schon ein Stück entfernt.
Die Ausfahrt aus dem Hafen ging erstmal achtern und dann die Wende. Mein Blick aus dem 5. Stock war direkt auf New York, woh, wie gut, dass ich die leere Kamera ans Ladegerät angeschlossen hatte. Und dann nur noch fasziniertes Staunen.
Ich reise nun tatsächlich endlich los, vor mir der Atlantik, achtern ein aufregendes Stadtpanorama, einfach nur noch staunen, glücklich sein, das ich mich zu der Reise entschlossen habe. Nach dem etwas ernüchternden Flug und das lange Warten auf das Schiff, nun die Entschädigung.
Jetzt muss ich raus, muss den Wind spüren, die Sonne fühlen und die Höhe des Schiffs erleben. Bin einfach immer höher gegangen, überhaupt ist das hier bestes Beintraining, man muss ständig treppauf treppab. Oben angekommen, ein faszinierender rundum Blick, New York City immer noch im Blick und vor uns weitet sich der Atlantik.
Ein Besuch auf der Brücke, wie man mir bestätigt, darf ich dort immer hin, gute Aussichten, die Brückencrew ist sehr freundlich, na schließlich habe ich mit dem Captain mehrere Stunden wartend im kalten Auto verbracht, das verbindet.
Und dann weiter übers Schiff, wieder runter und ganz nach vorn, da gibt es einen wunderbaren Aussichtsplatz. Und schon hatte ich das erste Gespräch mit dem Bosun (Bootsmann). Der Chef der philippinischen Mannschaft. War natürlich neugierig woher ich komme, wohin ich reise und ob mein Mann in Peru sei. Ah, ohne Mann, auch gut!! Er spricht ein bisschen spanisch, so konnte ich zum ersten Mal außerhalb meines Unterrichts, meine Spanischkenntnisse testen, habe auf Anhieb alles verstanden, war aber auch nicht schwer. Anne hat mich schließlich gut vorbereitet.
12 Uhr Mittagessen:
Wieder alle sehr schweigsam, besonders mein gegenüber, jung, schmächtig, ernst, isst mit voller Konzentration und ungeheuer viel. Kein Blick, kein Wort. Mal schauen, ob ich da noch ran komme.
Nach dem Essen war ich mit dem 2. Offizier für einen Bootsrundgang und den Sicherheitsvorschriften verabredet. Ein junger, kräftiger Ukrainer erst etwas reserviert, hat aber wohl schnell erkannt, das ich Humor habe und so wurde es schnell sehr locker. Ich weiß nun, wie ich mich bei Feuer zu verhalten habe, das es für alle Überlebensanzüge gibt, die sind so riesig, dass ich schon an Bord ertrinke, aber sie schützen, inklusive Handschuhe und Stiefel vor dem Auskühlen, falls wir über Bord müssen. Ein geschlossenes Rettungsboot, sieht ein wenig wie eine Tauchkapsel aus, hat Platz für die ganze Mannschaft, inklusive vier Passagiere, sind wir 28 Mann und eine Frau!
Nach der ganzen Erklärung über die Ausrüstung zur Feuerbekämpfung ging es noch zu den elektrischen Anlagen, Notfallkompressoren, alles riesig und beeindruckend und in den Maschinenraum, der einzige Ort auf dem Schiff, den ich nicht alleine betreten darf, ansonsten habe ich überall Zutritt.
Und wer ist der Schiffsingenieur, mein stiller Tischnachbar. Jetzt war er in seinem Element und hat mir das Herz des Schiffs ausführlich erklärt. Schade, dass ich so wenig Ahnung von Maschinen habe, hätte gerne mehr Fragen gestellt, wußte aber nicht so recht welche. Er war mächtig stolz, kein Wunder, ist er hier doch Herr über ein beeindruckendes technisches Wunderwerk und das Herzstück des Containerschiffs.
Den Nachmittag habe ich verschlafen, es tut gut, einfach faul sein zu können, ohne schlechtes Gewissen, einfach mal wochenlangen Schlafmangel nachholen, ich kann es genießen. Die Maschine ist nicht so laut, wie ich befürchtet hatte, ein kräftiges Brummen, aber alles ist ständig am Zittern, klappern und rappeln. Macht aber nix, schlafen war kein Problem. Faul sein kann so gut sein!
Draußen war es lausig kalt, wollte eigentlich den ersten Sonnenuntergang auf dem Atlantik erleben, aber der kalte Wind hat mich vertrieben, windstille Eckchen muss ich noch finden, es bläst hier mächtig. Freue mich auf die hoffentlich bald wärmer werdenden Tag, José, der Bootsmann meint in Manzanillo (Panama) kann ich mit mindestens 30° C mit 90% Luftfeuchtigkeit rechnen. Schauen was mir lieber ist. Aber die Kälte treibt einen einfach rein und somit ist auch wenig Leben an Bord.
Um 9 Uhr in mein neues Bett, ich habe wunderbar geschlafen, obwohl ich noch mal aufstehen musste, ein freundlicher Mensch brauchte noch meinen Pass und meinen Impfausweis. Kein Problem, ich konnte direkt wieder einschlafen, irgendwie fehlen mir noch sieben Stunden.
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