Kurs auf Charleston

Freitag, 14. November 2008

Seereise: Tag 4
Wetter: morgens sonnig bis leicht bedeckt, später trüb und warme, feuchte Luft
See: etwas ruhiger, aber wir schwanken noch auf der Dünung
Ankunft Charleston 12 Uhr

Frühstück: Pfannkuchen mit Apfelmus
Mittagessen: Mungbohnensuppe – Lachsfilet – Bratkartoffeln – Salat
Abendessen: Kasseler mit Kraut und Bratkartoffeln

Heute Morgen im Spiegel konnte ich deutliche Veränderungen in meinem Gesicht erkennen. Die tiefen Falten der letzten Wochen entspannen sich, die Seeluft bringt Farbe ins Gesicht und eine Fröhlichkeit breitet sich selbst im Gesicht aus. Na, das kann ja spannend werden!

Die Ankunft in Charleston habe ich auf dem Vorderdeck mit der Mannschaft erlebt, eine tolle langsame Einfahrt in den Hafen, bei leider schlechter Sicht, alles recht grau in grau. Aber ich konnte den reichen Herrschaften fast in Wohnzimmer, naja zumindest auf die Terrasse schauen, schöne Häuschen zum Teil, alle mit eigenem Anleger und kleiner Yacht. Scheint hier etwas Wohlhabender zu sein als in Baltimore.
Außerdem die ersten Pelikane beim Tauchen beobachtet, ganz schön große Vögel und dabei sehr schnell.

Das Anlegemanöver war aufregend, standen doch schon die Zurich und Brazil am Port und wir mussten 250 m Länge dazwischen bekommen und hatten exakt 30 m Spielraum. Am Hafen warten dann die Arbeiter, um die Tampen festzumachen, jeweils 3 vorne und 3 hinten. Dann kommt zunächst die Ausländerbehörde an Bord und überprüft alle Papiere, mein Pass liegt auch immer im Schiffstresor, den habe ich nur bei mir, wenn ich offshore gehe. Im ersten amerikanischen Hafen war richtige Gesichts- und Kofferkontrolle, die Mannschaft musste wohl alle in Reih und Glied sitzen und sich ausweisen. Das blieb mir Gott sei Dank erspart, wartete ich doch draußen auf Einlass.

Danach kommt die Hafenbehörde und kontrolliert die Schiffspapiere und klärt die Liegezeiten ab. Dann folgt der Agent des Cargounternehmens, die praktisch für die Aufträge für die Reedereien zuständig sind. Erst dann wird geklärt, wer von Bord geht und wie. Wir hatten wieder das Glück, dass die Christen sehr wohltätig sind und ein eigenen kleinen Wohncontainer mit Internetcafe für die Seeleute und einen kleinen Shuttlebus betreiben. So bin ich mit Chinesen von der Zurich, Indern von der Brazil, Philipinos und einem Rumänen von unserem Vessel, wohin? Na klar zum Wallmart gefahren.

Die Jungs wollen einkaufen, für Städterundgänge haben sie nichts übrig und wenig Zeit. Charleston war auch so weit entfernt, dass eine Taxifahrt unendlich teuer geworden wäre und ich mich meinem Schicksal hingegeben habe und im nächsten Schnellrestaurant Kaffee getrunken habe und ich konnte ins Internet. Immerhin! Der Austausch mit Euch tut mir gut, besonders wenn noch noch jemand im chat ist!

Die Jungs waren alle dick bepackt, das beste war aber ein junger Chinese, der sich einen Laptop gekauft hat, made in China! Wir waren begeistert. Er fährt von China durch die halbe Welt, nächstes Ziel sind die Bahamas und dann Südafrika und kauft sich in Amiland für 800 Dollar einen chinesischen Rechner. Die Rückfahrt im Bus war jedenfalls lustig, so sind wir wenigstens alle ins Gespräch gekommen.

Den Nachmittag habe ich damit verbracht beim Verladen der Container zuzusehen, aus meinem Fenster hatte ich den Blick auf die Brazil und konnte von oben aus alles genau beobachten, ich finds total aufregend.

Über den Schiffen fahren die großen Ladeterminals hin und her, bis zu 3 pro Schiff. Die Container werden unten auf der Rampe mit extra Hafen-LKW ran gefahren und abgeholt. Das ist wie in einem Ameisenstaat. 4 Hafenarbeiter erwarten die Container unten und versehen sie mit speziellen Bolzen, bzw. holen diese raus, mit denen die Container ineinander eingerastet werden. Auch auf dem Schiff sind nur Hafenarbeiter mit dem Verladen betraut, die Mannschaft hat damit nichts zu tun. Sowohl das Verankern, als auch die Anschlüsse an das Stromnetz für Kühlcontainer wird ausschließlich vom Hafenpersonal übernommen. Zum Teil werden Container ausgeladen, irgendwo zwischen gelagert und kommen am Ende wieder oben aufs Schiff. Die Logistik ist atemberaubend, wenn auch alles per Computer zusammengestellt wird, so arbeiten die Arbeiter dennoch nur mit Listen, das da alles immer richtigen Platz steht und auf dem richtigen Schiff landet, finde ich beeindruckend. Immerhin sind hier gestern 3 große Containerschiffe gleichzeitig beladen worden. 3000 Container sind hier bestimmt bewegt worden.

Die Ausfahrt hat sich dann mal wieder um 5 Stunden verzögert, im Hafen lag dichter Nebel. Und dann das Ablegemanöver. Ich bin extra noch mal mitten in der Nacht aufgestanden, zu neugierig, wie wir hier wieder raus kommen. Wir sind seitwärts von 2 Schleppern raus gezogen und dann mitten im Hafen einmal komplett gedreht worden. Alle Achtung!
Wir nehmen Kurs auf Miami!

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